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Dankbarkeit praktizieren

Wie oft nimmst du dir Zeit, um innezuhalten und dankbar zu sein? Dankbar für die kleinen und großen Dinge unseres Lebens, die wir allzu oft als selbstverständlich hinnehmen?

Wir alle folgen großen oder kleinen Plänen. Haben Ziele die wir anstreben und Wünsche die wir gerne erfüllt haben möchten. Und ich bin der Letzte, der sich dagegen aussprechen wird, sein Leben mit guten Zielen zu versehen. Zugleich liegt in verlockenden Zielen eine gewisse Gefahr: Je mehr wir uns der Zukunft und unseren dort verorteten Zielen zuwenden, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Wahrnehmung dafür verlieren, was wir bereits positives erreicht haben oder welches Glück uns gerade jetzt schon zuteilwird.

Dankbarkeit ist ein Weg zu mehr Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist in aller Munde – ein großer Trend unserer zunehmend hektischen und nach Aufmerksamkeit heischenden Welt. Und auch ich bin ein großer Fan und Verfechter von Achtsamkeit. Vor allem genieße ich die kleinen Momente der Achtsamkeit, die sie unauffällig und leicht in meinen Alltag integrieren lassen. Dankbarkeit zu empfinden ist so eine Form der Achtsamkeit, die sich einfach, vollkommen kostenlos und noch dazu jederzeit und an jedem Ort durchführen lässt. In dem Moment, in dem ich bewusst innehalte und mich darauf konzentriere drei Dinge zu finden, für die ich gerade dankbar bin, schaffe ich mir einen Moment der Ruhe und Achtsamkeit.

Dankbarkeit geht immer.
Das Leben ist gerade mies und du weißt nicht, wofür du dankbar sein solltest?
Zunächst einmal tut es mir leid, wenn dein Leben aktuell belastend und schwer ist. Ich werde hier sicherlich nicht anfangen von einem größeren Sinn und Zusammenhang reden und dass man ja später auf die heutige Zeit zurückblicken wird und dann dankbar sein wird, dass man diese oder jene Erfahrung machen »durfte«.
Wofür ich jedoch gerne den Blick öffnen möchte, ist die Gleichzeitigkeit von angenehmen und unangenehmen Dingen. Natürlich kann man versuchen, das Positive an primär negativen Ereignissen zu finden, doch selbst wenn mir das gelingt, führt es in der Regel nicht zu Dankbarkeit. Echte Dankbarkeit ist primär ein Gefühl. Dankbarkeit, die ich nicht fühle, sondern nur kognitiv ableite, funktioniert nicht. Für mich hat es sich vielmehr bewährt den Blick auf alltägliche Dinge zu lenken, für die ich dankbar sein kann, weil sie sich gut anfühlen.
Das können wirklich »banale« Dinge sein: Mein leckerer, heißer Kaffee am Morgen, der feine Sonnenstrahl, der sich für einen kurzen Moment durch die dichte, graue Wolkendecke kämpft und angenehm auf mein Gesicht fällt. Der freundliche Mann mit dem großen Hund, der mich jeden Morgen grüßt, wenn ich an ihm vorbeifahre, auch wenn wir uns gar nicht kennen. Die Tatsache, dass ich die Zeit und die Mittel habe, hier und heute einen Blog-Post zu schreiben… usw.

Dankbarkeit macht glücklicher und gesünder!
Das ist wirklich so. Wenn wir uns in Dankbarkeit üben, dann führt das nachweislich zu einer besseren Stimmung. Die Forschung ist sich mittlerweile sehr sicher, dass wir durch Dankbarkeit nicht nur einen wichtigen Beitrag zu einer positiven Grundstimmung leisten – wir fördern damit auch unsere psychische und physische Gesundheit.

Täglich dankt das Murmeltier …
Die meisten Religionen haben Praktiken zur Bezeugung von Dankbarkeit gegenüber Gott entwickelt. Für viele gläubige Menschen ist es daher auch fester Bestandteil ihrer täglichen Gebete, Dankbarkeit auszudrücken. Mit Redewendungen wie »Gott sei Dank« hat sich diese Form der Dankbarkeit sogar in den allgemeinen Sprachschatz integriert.
Aber auch ohne an Gott oder irgendeine höhere Macht zu glauben kann man Dankbarkeit praktizieren. Wie bereits weiter oben beschrieben, ist der entscheidende Punkt das Gefühl der Dankbarkeit – es ist nicht wichtig, dass ich diese Dankbarkeit an irgendjemand oder etwas adressiere.
Allerdings möchte ich sehr dafür werben, eine wichtige Erkenntnis aus den religiösen Praktiken abzuleiten: die Regelmäßigkeit. Regelmäßig Dankbarkeit zu praktizieren, hilft ungemein. Wer täglich innehält und kurz überlegt: »Für welche drei Dinge bin ich heute dankbar?« Der wird schnell feststellen, dass es immer leichter wird, Dankbarkeit zu empfinden und all die kleinen und großen Wunder zu entdecken, die uns jeden Tag begegnen. Am besten schreibt man diese drei Dinge in ein Tagebuch, denn so füllt sich Stück für Stück ein Schatz, aus dem man schöpfen kann, wenn es mal schwierig wird.


Aufschreiben ist besser als bloßes darüber Nachdenken.
Wer regelmäßig Dankbarkeit praktiziert, fokussiert zwangsläufig mehr auf positive Aspekte und stärkt so eine positive Grundhaltung. Dabei zeigt die Erfahrung, ebenso wie verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen, dass Dankbarkeit vor allem dann besonders wirksam ist, wenn wir sie in schriftlicher Form festhalten. Ganz unabhängig von der Forschung zum Thema Dankbarkeit ist es meine ganz persönliche Erfahrung, dass ich sehr viel konkreter und genauer in meiner Wahrnehmung von Dankbarkeit bin, wenn ich etwas dazu aufschreibe.

Dankbarkeit kann man teilen – muss man aber nicht.
Die positiven Effekte von Dankbarkeit hat man auch dann, wenn man sie für sich behält. In einer Studie an der Indiana University (Quelle) haben Joshua Brown und Joel Wong herausgefunden, dass man die positiven Effekte von Dankbarkeit auch dann erzielt, wenn man einen »Dankbarkeitsbrief« schreibt, ohne ihn abzuschicken. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Dankbarkeit scheint also wichtiger zu sein, als diese auch einer anderen Person gegenüber zu kommunizieren. Die beiden Forscher kommen jedoch zu einer Empfehlung, der ich mich sehr gerne anschließen möchte: Mann muss die Dankbarkeit nicht mitteilen, in der Mehrzahl der Fälle ist es aber eine sehr gute Idee es trotzdem zu tun. Mache dir und einem anderen Menschen eine Freude und teile ihr oder ihm mit, wofür du ihm oder ihr dankst! Das ist so ein wundervolles Geschenk für dein Gegenüber UND für dich!


3 Tipps für mehr Dankbarkeit in deinem Leben:

  • Entwickle Dankbarkeit auch für die kleinen Dinge des Alltags.
  • Notiere täglich 3 Dinge, für die du dankbar bist.
  • Genieße das Gefühl der Dankbarkeit und teile es immer dort, wo es möglich ist.
  • Ich wünsche Dir viele Momente der achtsamen Dankbarkeit.
    Herzliche Grüße
    Raphael

    geschrieben von Raphael Krämer

    Arzt und Therapeut, Coach und Supervisor und immer gerne dort, wo Menschen miteinander nach Lebensfreude streben. Mein Ziel ist es, gerade bei komplexen Sachverhalten, diese auf ihre wichtigen Kerninhalte zusammenzufassen und zu vermitteln.

    11/11/2021

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